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kapital - lesson I

"the moneybag phenomenon"

erschienen auf www.gat.st, Oktober 2008

 

"Den Menschen kurzfristig Geld für Ausgaben in die Hand zu geben ist wichtig, damit die Wirtschaft wieder neuen Antrieb erhält." Dieses Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank, zugeschriebene Zitat veranschaulicht deutlich, dass das ökonomische Leben in seiner heutigen Form ohne semipermeable (oder auch: teilweise undurchlässige) Membranen nicht denkbar ist. Denn jede Zelle ist von einer Membran umgeben und muss bestimmten Substanzen (oder Ladungszuständen) die Möglichkeit gewähren, diese zu passieren.

 

Schon der Geldsack (moneybag), meist aus der Haut von toten Tieren gefertigt, erfüllte diese Aufgabe vorbildlich, obwohl die theoretischen Beweise für die Funktion erst im 20. Jahrhundert erbracht werden konnten.

 

Ist der Geldsack geschlossen (Abbildung A), berechnet man den Ladungszustand L aus dem Produkt der Masse des beinhalteten Kapitals, kurz g, und dem Volatilwert.

 

Ist kein oder nur geringes Kapital vorhanden, g also kleiner Eins, und der Volatilwert größer Null, ergibt sich eine positive Ladung, die durch die Membran antiproportional zur Kapitalmasse nach außen abgeleitet wird. Dieser Vorgang wird auch Entladung genannt und ist in der Praxis hinlänglich bekannt: auch ohne die Membran zu öffnen verringert sich der Wert (L) des beinhalteten Kapitals.

 

Erhöht man die Kapitalmenge (oder deren Masse) schrittweise, verringert sich der positive Ladungszustand, bis bei g größer Eins und dem Volatilwert kleiner Null ein negativer Ladungszustand erreicht wird, der die Durchdringungsrichtung der Membran umkehrt und damit eine proportionale Aufladung der beinhalteten Kapitalmasse bewirkt, einem in der Wirklichkeit nur wenigen Menschen tatsächlich bekanntes Phänomen.

 

Auf den Zustand g gleich Eins und Volatilwert gleich Null, woraus sich ein Ladungszustand von plus/minus Null ergibt, soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sich die Membran bei diesen Werten nur scheinbar neutral verhält (in Wirklichkeit spricht man hier von einer oszillierenden Null-Brane).

 

Obwohl in die allgemeine Mathematik und Physik eingebettet, findet die hier beschriebene Funktion außerhalb der kaufmännischen Welt kaum Anwendung. Sie wird daher auch als wirtschaftsautochthon bezeichnet. Wichtig: die Funktion, in der Ökonomie als "Schwingungskapital" diminuiert, wird beim Öffnen des Geldsacks durch das Aufbrechen der Membran (Abbildung B) wirkungslos!

 

Anmerkung:
In der Praxis beschreibt diese Funktion nichts weniger als das hoffnungslose Unterfangen, aus Nichts Etwas zu schaffen. Als anschauliches Beispiel seien hier die Auswirkungen der Schwerkraft, als Thema selbst nach wie vor eher trüb erforscht, in den Weiten des Weltenraums genannt. Während kleinste Teilchen aufgrund ihrer mangelnden Anziehungskraft als öde, steinähnliche Gebilde durchs kalte All irren, verdichten sich größere Brocken zum unerhörten Glanz einer Sonne.

 

In der Ökonomie wird uns dazu erklärt, dass auch diese strahlenden Riesen klein angefangen, quasi also unter egalitären Voraussetzungen ihre heutige Größe und Lichtgestalt aus sich selbst erschaffen hätten. Die Astronomie wiederum weiß dazu, dass der materieähnliche Zustand von Energie schon kurz nach dem Urknall (!) ungleich verteilt war.

 

Anmerkung 2:
Auch die Praxis des Bauens ergibt hier willfährig eine getreue Darstellung des "moneybag phenomenon". Der Baugrund, und hier sowohl der Grund, auf dem gebaut wird, als auch jener, aus dem gebaut wird, können nach dem Mechanismus des "moneybag phenomenon" wirklichkeitsgetreu abgebildet werden. Anschauliche Beispiele dazu finden sie in den weiterführenden Lektionen.

 

Ben Bernanke
Es ist eigentlich aus nichts was geworden. Man baut sich ein Leben zusammen aus lauter Dingen. Fast so, wie man ein Haus baut. Und da kann man dann nicht wohnen. Weil die Dinge falsch sind. Lügen. Oder falsche Schrauben. Die, die herausstehen. Da reißt man sich die Haut auf. Oder so Fleischwunden. Aufgerissen. Die heilen schlecht. Und man kann die richtigen Schrauben nicht mehr hineindrehen, weil schon die falschen drin sind. Und die falschen kann man nicht herausdrehen, weil das Haus schon fertig ist. So passt nichts zusammen. Das Richtige nicht, und das Falsche auch nicht. Und durcheinander sowieso nicht. Weil das nicht geht.

 

Abbildung A
Da steht man dann mit vollen Händen da, aber es ist nichts drinnen. In den Händen. Leer. Wie mir der Tod von der Schaufel gehüpft ist. Ich hab mein eigenes Grab geschaufelt, aber unten war dann kein Tod mehr. Leer. Ein leeres Grab. Das ist nicht fair, wenn man das Licht schon gesehen hat. Wenn man dann wieder zurück muss zu dem Licht, das sich jeden Tag verdunkelt. Und dann wieder hell wird. Jeden Tag. Und dann wieder. Von vorne.

 

moneywash, easy version
Da hat man dann wieder Zeit. Obwohl gar keine mehr war. Wieder von vorne. Ein neues Leben. Aber nicht neu. Weil das alte noch da ist. Weil die alten Schrauben noch drin sind. Und die falschen. Die, die herausstehen. Fleischwunden. Was soll da neu sein? Was ist da richtig? Richtig neu? Richtig richtig? Richtig falsch? Obwohl es egal ist. Da muss man durch. Aber das geht nicht. Weil man drin ist. Immer noch. Und weil draußen nicht mehr wäre. Weil es das nicht gibt.

 

Membranenbruch
Aber schlecht ist das nicht. Vorne anfangen. Von vorne anfangen. Mit dem, was man weiß. Nicht neu. Nicht neu geboren. Nicht ganz von vorne. Nur so fühlen. Das hab ich mir gewünscht. Ein Leben lang. Ein neues Leben. Mit dem Wissen vom alten.

 

Zusammenhaenge
Jetzt kann ich neu herumschrauben. Mit den richtigen Schrauben. Die richtigen Schrauben hineindrehen. Dass es haltet. Hält. Richtig. Beim Presshaus vielleicht. In der Pension.

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