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hochhaus III

erschienen auf www.gat.st, September 2007

 

"Das Schöne ist der Kunst sein Sohn", sagen sie in einem wilden Tal. Lange war ich nicht dort, nur bis das Kraftwerk fertig war. Der Mensch verkommt ja, wenn er alles direkt sagt. "Ein Bergkristall, ein Edelweiß, ein Enzian", das haben sie dort auch gesagt. Das trinkt heut keiner mehr. Gottseidank. Das war nix zum blind werden, da hast du durchschaun können, so klar war das. Aber blöd hast du dich saufen können. Und eine Woche keine Verdauung hast du gehabt, weil das einfach durchgepfiffen ist. Und wenn es weit und breit kein Klopapier gibt, ist das auch nicht das Gelbe vom Ei. Zumindest hat es damals noch eine Zeitung gegeben. Zugeschnitten. Da war dann ein schwarzer Hintern normal.

 

Heute sind die klaren Sachen anders. Erstens teurer. Und wenn heute einer einen Schnaps trinkt, sauft er nicht. Weil das gar nicht geht. In der Politik. Die können ja nicht bei jedem Umstechen oder Bandldurchschneiden einen Schnaps trinken. Dann sind sie ja beim Garnisonsballeröffnen am Abend schon hackedicht. Oder nudelfett. Je nach Couleur. Das geht nicht. Auch mit Chauffeur. Deswegen trinken sie heute lieber einen leichten Weißen. Oder einen zarten Roten. Nicht viel. Zum Anstoßen halt. Einen Achtelliter. Kommt auch was zusammen. Aber das gehört sich. Immer noch. Die sind ja auch so wie wir. Wir haben halt nicht so viel zum Feiern. Die müssen aber. Für uns alle. Deswegen haben sie auch eine so gute Leber. Das brauchst du in der Politik.

 

Das ist dort das Innerste. Dass der Mensch was zum Feiern hat. Dann geht es dem Menschen gut. Außer dem hat die Politik ja nichts zu tun. Weil, wenn es dem Menschen sonst gut geht, macht das die Wirtschaft. Wenn es der Wirtschaft gut geht, sagt man, geht es der Wirtschaft gut. Und wirtschaften tun wir alle. Wer nicht. Mehr oder weniger. Und das ist gut so. Weil es anders gar nicht geht. Aber das ist noch lange nichts zum Feiern.

 

In der Politik ist das anders. Der Otto sagt, dass die Politik die Kunst des Möglichen ist. Aber das glaub ich nicht. Weil, wenn was möglich ist, dann wird auch was gemacht. Weil der Mensch immer was macht, wenn was möglich ist. Das war immer so. Der Reißverschluss. Der Dübel. Das Telefon. Von einem Sprenggürtel gar nicht zu reden. Den brauch ich nicht, aber möglich ist er schon. Deswegen gibt es den. Das Mögliche hat aber in der Politik nichts zu suchen. Weil es das schon gibt. Weil das ja schon wer macht. Gemacht hat. Weil das eben der ewige Drang des Menschen hin zum Machen ist.

 

Die Politik macht unmöglich. Nicht das Unmögliche, das macht sie nicht. Das geht ja gar nicht. Verunmöglichen nennen sie das dort, wenn sie nichts machen. Wenn sie aufpassen, dass nichts passiert. Dass halt nicht alles auf einmal ist, das machen sie. Weil alles ja zu viel ist. Auf ein mal. Für alle. Das ist ja auch unmöglich, dass alle machen, was möglich ist. Da passt die Politik auf, dass das nicht passiert. Passieren kann. Da schiebt sie einen Riegel vor. Da wären ja keine Berge mehr, wenn wir jeden Tunnel bohren täten, der möglich ist. Oder Straßen. Da täten wir aus dem Auto heraus gar nichts mehr sehen, außer Asphalt.

 

Oder Häuser. Da gibt es dann wieder keine Straßen, wenn jeder Häuser baut, wie es ihm passt. Und wo. Da gibt es kein Durchkommen mehr. Oder Kraftwerke. So viel Strom braucht kein Mensch, wie wir hätten, wenn wir jedes Kraftwerk bauen täten, das möglich ist. Nicht einmal wir alle. Und wenn du einfach so jeden Baum umschneiden kannst, gibt es kein Papier mehr. Gar keines. Und nichts zu lesen. Und das macht sie halt unmöglich, die Politik. Das verunmöglicht sie. Da passt sie auf.

 

Beim Bauen ist das noch einfach, dass nichts passiert. Da machst du in der Politik keinem was vor. Weil, Bürgermeister kann da jeder. Im Höheren ist das dann schwierig. Da wird es kompliziert. Weil da so viel ist. Finanzen, Frauen, Fremde Länder. Gesundheit, Familie, Jugend und Kultur. Das Innere. Justiz und Bundesheer. Umwelt, Landwirtschaft und Wälder. Soziales, Konsumenten, Unterricht und Kunst. Verkehr. Innovation. Technologie. Wirtschaft, Arbeit, Wissenschaft. Forschung. Öffentlicher Dienst. Und alles mit Politik. Also unmöglich. Da kannst du dann nicht jeden nehmen. Jede auch nicht. Weil das kompliziert ist, dass da nichts passiert. Und dass es trotzdem was zum Feiern gibt.

 

So haben sie die Demokratie erfunden. Dass man was zum feiern hat. Und dass trotzdem nichts passiert. Dass man wählen kann. Feiern oder Nichts. Oder beides. Aber das ist Zen. Und wer die Wahl hat, hat die Qual. Das weiß man. Da geht dann gar nichts mehr. Wenn man überlegen muss, kann man nichts tun. Das ist unmöglich. Das kennt jeder von sich selber. Deswegen gibt es links und rechts. Yin und Yang. Rot und schwarz. Das kann man sich dann aussuchen. Das kann man wählen. Und wenn man sich entschieden hat, ist es unmöglich. Weil das eine ohne das andere nichts kann. Da ist nichts zu machen. Das weiß man in der Politik.

 

Und deswegen ist, wenn dann trotzdem was ist, das ein Grund zum Feiern. Obwohl das wieder spaltet. Politiktechnisch gesehen. Also in der Politik innen. Da ist es ja wieder anders. Da muss schon was möglich sein. Weil da sonst nichts weitergeht. In der Politik innen. In der Demokratie geht das nicht. Deswegen gibt es in Österreich eine Zwei-Parteien-Diktokratie. Wo der eine was sagt, was der andere unmöglich macht. Verunmöglicht. Und so geht das Yin und Yang bis in die Puppen. Hin und her. Wie wir uns das eben ausgesucht haben. Gewählt. Das ist das Geheimnis von dem, dass nichts passiert.

 

Obwohl, dass gar nichts passiert, ist auch unmöglich. Da schwächelt sie, die Politik. Das Unmögliche kann sie wieder nicht. Das ist der Unterschied. Da prescht dann wieder einer vor. Irgendeiner macht dann wieder was. Und dann hat sich was verändert. Das ist dann aber auch wieder kein Konzept. Kein politisches zumindest. Weil es nicht verunmöglicht.

 

Damals war das anders. Da war noch eine Ordnung. Da ist nichts passiert. Aber das Damals gibt es heute nicht mehr. Heute ist der fleißige katholische Bauer christlich-sozialer Hoteldirektor. Oder er bereitet die Kulturlandschaft für den Tourismus auf. Und der fleißige sozialistische Hackler ist heute sozialdemokratischer Saisonnier. Oder Gemeindearbeiter. Oder was man halt sonst so braucht. Weil ja nicht alle Hoteldirektor sein können. Oder Gemeindearbeiter. Oder sonst was.

 

Damals hat es auch noch Kleinbürger gegeben. Und Großbürger. Das hab ich selbst erlebt. Heute heißt das Mittelstand. Also gutbürgerlich. Wie die Küche. Da ist die Politik auch noch in Ordnung. Da passiert nichts. Da kommt nichts durcheinander. Das wäre auch unmöglich. Was man zum Fisch trinkt, ist bekannt. Beim Rindfleisch auch. Und was Klares hinterher. Für die Verdauung. Ab und zu ein Most. Wenn ich beim Presshaus sitz. Nicht in der Sonne. Das geht nicht. Most trinkt man im Schatten. Aber das weiß man eh.

 

Staukraftwerk Kaprun / Sbg.
Ein Musterbeispiel für Schwerstarbeit in eisigen Höhen war die Errichtung des Speicherkraftwerks Kaprun in den Salzburger Hohen Tauern. Bis Kriegsende waren mehr als 6300 zivile Zwangsarbeiter und bis zu 4000 Kriegsgefangene bei diesem Monsterbau eingesetzt, der unzählige Todesopfer forderte. Genauer gesagt: 160 nach Kriegsende, denn erst 1945 hat man mit dem Zählen begonnen. Wie viele Todesopfer es vorher gab, wissen auch jene, die damals dabei waren, nur ungefähr. "Hunderte", sagen sie, "mindestens vierhundert".

 

Der Wiener Opernball
Tanz auf den Trümmern des Sozialstaates: Eröffnung des Wiener Opernballs
Anstelle des 1990 verkündeten "Endes der Geschichte" erleben wir gegenwärtig die Renaissance eines zunehmend ungezügelten Kapitalismus, wie es ihn zuletzt in der Zeit zwischen den Weltkriegen gab. Mit dem unscharfen Begriff der "Globalisierung" wird heute eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, die von einer zunehmenden Konzentration des Reichtums auf die Zentren und immer häufiger auftretenden zyklischen Konjunkturkrisen geprägt ist.

 

Ländliche Milchidylle
Weil immer mehr Asiaten Käse essen, steigen bei uns die Preise. "Diese Begründung versteht niemand mehr", kritisiert AK-Präsident Siegfried Pichler. Die bäuerliche Interessenvertretung verlangt hingegen, dass mindestens 3 Cent dieser Preissteigerungen den Bauern zugute kommen. "3 Cent pro Liter sind ad hoc notwendig, um den Abfluss der Milch ins Ausland zu verhindern", betonte der Präsident der Landwirtschaftskammer Wlodkowski.

 

Die Suedbahn
Die Südbahn
Revolutionäre Umstürze müssen nicht nur für jene politischen Akteure von Vorteil sein, die sie herbeiführen. Die Semmeringbahn ist ein Lehrstück dafür, dass ein aus dem politischen Tiefschlaf gerissenes reaktionäres Gemeinwesen auf eine Revolution reaktionär reagiert und dennoch höchst Progressives hervorruft. Nicht umsonst ist so manche sogenannte österreichische Lösung patentverdächtig.

 

Baustelle
Vor kurzem hat die Bundesinnung Bau den "Leitfaden zur Kostenabschätzung von Planungsleistungen" herausgegeben, der die Nachfolge-Publikation der mit Ende 2005 abgelaufenen HOB darstellt. Der Leitfaden besteht aus drei Teilbänden: Band 1: Grundlagen, Band 2: Objektplanung, Band 3: Örtliche Bauaufsicht. Im Band 1 "Grundlagen" sind insbesondere Beispiele für Stundensatz-Kalkulationen von Büro- und Sachverständigenleistungen enthalten.

 

Yin und Yang
Die Art der Weltbetrachtung, aus der das Konzept von Yin und Yang hervorgegangen ist, ist modernem Denken fremd. Zu ihrem Verständnis haben die Untersuchungen des französischen Sinologen Marcel Granet († 1940) maßgeblich beigetragen; von seinen Erkenntnissen geht die seitherige Forschung aus.

 

Feste feiern
Feier zum fünfjährigen Bestehen der Berliner Mauer, 13.8.1966erste Reihe v.l.: Ministerpräsident Willi Stoph, Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht, Erich Honecker als Mitglied des Politbüros und der Bezirksvorsitzender der SED in Ostberlin, Paul Verner

 

defekter Heizlüfter
In Kirchbichl sorgte ein defekter Heizlüfter im Computerzimmer einer Familie für Schrecksekunden. Als der vierjährige Sohn der Familie das Zimmer betrat, kamen ihm Rauchschwaden entgegen. Er rief den Vater, der daraufhin die Feuerwehr verständigte und dann mit einem Feuerlöscher den Raum betrat. Kurze Zeit später rückten 15 Mann der Feuerwehr Kirchbichl an, mussten allerdings unverrichteter Dinge wieder abziehen, da kein Brand mehr festzustellen war.

 

Sonnenuntergang / Oed
Sonnenuntergang, Oed

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