texte ⇒ immi-grant II

immi-grant II

erschienenauf www.gat.st, März 2010

 

Betrifft: Bettelei

 

Sehr geehrte Redaktion,

 

bisher schaut es ja so aus, dass allenthalben elendes Menschengesindel herumlungert, um mit schlechten Fotos von noch elenderen Menschen oder abscheulichen Mitteilungen in unverständlichster Sprache auf dreckigem Karton den Einwurf von unserem hart erarbeiteten Geld in ihre schmutzigen Behältnisse verlangt. Das ist natürlich ekelhaft und fordert eine aufgeklärte Zivilisation heraus.

 

Nichts gegen Armut, auch ich kenne sie. Als Wirtschaftstreibender weiß ich nur zu genau, wie bitter das eigene Geld verdient ist. Allerdings ist Bettelei keine Arbeit. Daher brauchen wir ein neues Gesetz. Nicht wegen der Armut. Gegen Armut brauchen wir kein Gesetz. Das würde ja die ganze Wirtschaft auf den Kopf stellen, ein Gesetz gegen Armut. Das würde ja heißen, dass es keine Armut mehr gibt, wenn sich Leistung nicht mehr lohnt.

 

Keine Armut hieße überdies auch, keine Arbeitskräfte zu einem fairen Preis. Auch ich, ich habe es schon erwähnt, bin Unternehmer. Auch ich kann ein Liedlein davon singen, wohin ein überbordender Sozialstaat führen kann. Wenn ich zu Hause auf der faulen Haut liegen kann und fürs Nichtstun mehr Geld bekomme, als fürs Arbeiten, dann ist es kein Wunder, dass ich niemanden mehr finde, der Notwendiges erledigt. Von Qualifikation will ich gar nicht erst reden.

 

Fleiß und Ehrlichkeit, die Kardinaltugenden unserer Generation, haben allerdings in der heutigen Zeit nicht mehr den ihnen zustehenden Stellenwert. Daher ist es auch kein Wunder, wenn unsere Gesellschaft, nach dem Kriege unter Entbehrungen und Mühen neu gestaltet, jedes Ziel einer gesunden Entwicklung aus den Augen verliert. Allerdings: so kann eine Gesellschaft nicht existieren. Gerade ein kleines Land wie unseres braucht fleißige und ehrliche Menschen, um den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein.

 

Nichts führt eher in den Abgrund, als eine geistig verelendete Gesellschaft ohne Werte. Eine Gesellschaft, die Recht und Ordnung gering schätzt, die die Politik für einen Mummenschanz hält und jede Achtung vor dem Amt verloren hat oder gar das Unternehmertum verachtet, ist zum Untergang verurteilt. Nur unsere Werte geben unserer Gesellschaft Stabilität über den heutigen Tag hinaus. Davon hört man aber nichts mehr. Nicht einmal in den Schulen wird dieses Grundwissen vermittelt.

 

Wenn also nun jemand hergeht und glaubt, es reiche aus, sich mit einem schmutzigen Becher einfach wo hinsetzen und dafür Geld bekommen zu können, ist dies einfach ein Irrglaube, der, so wir nichts dagegen unternehmen, uns alle mit in den Abgrund reißen wird. Bettelei, ich wiederhole mich gerne, ist keine Arbeit! Geld gegen Leistung, auch dies ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft, der immer mehr negiert wird.

 

Ich begrüße daher die Aktivitäten unseres geehrten Herrn Bürgermeisters, der offensiven Bettelei durch das Projekt "placeholders" Einhalt zu gebieten (warum diese Maßnahme unbedingt wieder in englischer Sprache benannt werden musste, entzieht sich allerdings meinem Verständnis). Nichtsdestotrotz halte ich den Vorschlag unseres geehrten Stadtoberhauptes für einen Schritt in die richtige Richtung.

 

Wie soll es also nun funktionieren: Für das Projekt "placeholders" werden einheimische Personen, die schon länger keiner geregelten Arbeit mehr nachgehen oder aus anderen Gründen über kein eigenes Einkommen verfügen, an eben den neuralgischen Punkten unserer Stadt, die ansonsten von fremden Bettlern okkupiert werden, positioniert. Dort gehen sie, selbstverständlich in manierlicher Haltung und entsprechend gekleidet, im Prinzip der gleichen Tätigkeit nach, wie eben diese fremden Bettler auch, allerdings als freie Unternehmer, sogenannte Ich-AG´s.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Zum einen werden durch unsere eigenen Leute jene Plätze besetzt, an denen ansonsten Personen ungewisser Herkunft herumlungern würden. Zum anderen bewähren sich Menschen, die bisher eher eine Last für unsere Gesellschaft waren, im freien Unternehmertum und lernen so, sich den Anforderungen unserer Zeit zu stellen. Und fallen, als selbständige Unternehmer, überdies nicht mehr unserem ohnehin schon fast kollabierenden Sozialsystem zur Last. Und was sie einnehmen, ist simpel eine kleine "Schutzgebühr" gegen Überfremdung.

 

Wie gesagt, ein begrüßenswerter Vorschlag unseres geehrten Herrn Bürgermeisters, der in den zuständigen Gremien wohl auch die nötige Mehrheit finden wird, um dem drängenden Problem der offensiven Bettelei endlich Herr werden zu können.

 

Unterstützen auch Sie dieses Projekt durch die Veröffentlichung in Ihrem geschätzten Medium.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Die Besitzenden II
Als Bettelverhalten (oder kurz: betteln) bezeichnet man in der Verhaltensbiologie ein Verhalten, durch das ein Sozialpartner (häufig ein Elternteil) zur Übergabe eines Objektes bewegt werden soll, in der Regel handelt es sich hierbei um Nahrung oder Wasser. Obwohl Bettelverhalten vor allem bei Jungtieren beobachtet wird, kann es auch bei erwachsenen Tieren auftreten, so betteln beispielsweise ausgewachsene Schimpansen und andere Primaten ihre Artgenossen um Futter an.
(Bild: Werkstadt Graz, Text: wikipedia)

 

Schöner Wohnen
In früheren Jahrhunderten, als es noch keine Sozialversicherungen gab, wuchsen die Bettler in den europäischen Städten zu Scharen an. Die Kirche und private Wohlfahrtseinrichtungen nahmen sich ihrer an. Doch bereits im Mittelalter empfand die Obrigkeit das rasche Anwachsen als Gefahr für ihre Herrschaft: Man begann, durch polizeiliche Anordnung den unberechtigten Bettel zu unterdrücken, anerkannte aber andererseits bei gewissen hilflosen und gebrechlichen Personen durch Ausstellung behördlicher Bettelbriefe ein Recht auf Mildtätigkeit.
(Bild: unbekannt, text: wikipedia)

 

Noch schöner wohnen
Es gibt eine negative Beziehung zwischen dem Preis des Alkohols und seinem Konsum, und eine positive Beziehung zwischen Einkommen und Alkoholkonsum. In der Summe besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Alkoholkonsums und der Erschwinglichkeit alkoholischer Getränke in Europa: Langfristig führt eine Erhöhung der Erschwinglichkeit um 1% zu einer Erhöhung des Konsums um 0,32%. Verschlechtert sich die Erschwinglichkeit um denselben Prozentbetrag, sinkt auch der Konsum um den genannten Wert.
(Bild: Josef Klammer, Text: Bernard Braun auf http://www.forum-gesundheitspolitik.de/)

 

Sie nennen es Arbeit
So befand ich, daß Fressen und Saufen auch ein Krankheit ist, und daß solche aus der Gewohnheit, und nicht aus dem Überfluß herkommt, Armut ist zwar gut dafür, aber sie wird dadurch nicht von Grund aus geheilet, denn ich sah Bettler im Luder, und reiche Filz Hunger leiden, sie bringt ihre Arznei auf dem Rücken mit sich, der heißt Mangel, wo nit am Gut, doch an der übrigen Gesundheit des Leibs, also daß endlich diese Kranken gemeiniglich von sich selbst gesund werden müssen, wenn sie nämlich entweder aus Armut oder anderer Krankheit halber nit mehr zehren können.
(Bild: Josef Klammer, Text: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Der abenteuerliche Simplicissimus (Ausgabe 1956), Das dritte Buch, Kapitel 23)

 

Auf dem Weg zur Arbeit.
Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) fordert ein Bettelverbot für behinderte Menschen in Graz. Die "Bettelei" sei organisiert und "ein Geschäft mit dem Mitleid der Menschen", begründet er seinen Vorstoß. In einem Interview mit der "Kronen Zeitung" am Sonntag sagte Nagl wörtlich: "Man kann nicht länger zuschauen. Man soll den Bettlern, vor allem den behinderten Bettlern, kein Geld geben."
(Bild: Otmar Klammer, Text: http://www.bizeps.or.at/)

⇑ zum Seitenanfang