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inzest III

erschienen auf www.gat.st, Dezember 2007

 

Im Weltall ist es finster. Hell ist es auch. Aber das sieht man nicht. Man sieht nur, wo es herkommt. Wenn man es so auch sehen könnte, wäre es taghell. Aber dafür ist es zu schnell. Bis du da geschaut hast, ist es vorbei. Deswegen sieht man nur, wo es herkommt. Die Quelle. Den Nachweis. Außerdem ist es viel zu gefährlich. Weil bei dem, was man nicht sieht, ganz viel dabei ist, was man gar nicht sehen kann. Beim besten Willen nicht. Und wo das eine, bei dem man nur den Nachweis sieht, Vitamin D macht, was gesund ist, macht das andere, was man gar nicht sehen kann, den Menschen kaputt. Die Zellen. Das ist ungesund. Und gefährlich. Weil es voller Strahlen ist. Im Weltall.

 

Da bin ich lieber auf der Erde. Da ist es anders. Gesünder. Da sieht man alles. Aber das glaubt man nur. Weil, wirklich sieht man nur, was das Gesehene wieder hergibt. Der Tannenbaum zum Beispiel. Der gibt nur das Grün. Und die Christbaumkugeln. Und das Lametta. Und die Schnapsfläschchen. Und den Schnee aus der Dose. Was halt drauf ist, das ist jedem seine Sache. Das sieht man. Und das andre sieht man nicht. Aber das, was man sieht, ist eh genug zum Schaun. Zum Gesehen werden. Und zum Glänzen. Das ist gesund, das Glänzen. Der Lichter Schein. Da fühlt man sich wohl. Obwohl es kalt ist. Draußen. Drinnen nicht. Aber das ist verschieden. Ungesundes gibt es auch. Aber beim Sehen fast nicht. Vom Schauen hat sich noch keiner das Aug gebrochen. Auch wenn alles glänzt. Gerade jetzt, in der stillsten Zeit des Jahres.

 

Ein hoher Blutdruck. Das wäre ungesund. 177:142 zum Beispiel. So ein Blutdruck ist aber bei den Tabletten praktisch fast unmöglich. Aber eine kleine Zeitung reicht. Oder ein kleiner Spaziergang. Wahlkampf. Plakate. Dann ist es ungesund. Der Spaziergang nicht. Da kommen die Ideen. Freie Fahrt für freie Bürger - GVB. Halt nur am Samstag, wenn der Billigladen ein mal zu hat. Das ist gesund, ein Spaziergang. Eine Idee. Die habe ich mir aufgeschrieben. Hinten auf den Kassazettel. Vorne steht Goldbrasse 4,96. Es war aber die Leber vom Rind. Die kostet im Kilo gleich viel. Also ist es egal, was man hinschreibt. Das ist so in der Wirtschaft. Und in der Politik. Egal. Goldbrasse, Rindsleber, Bürgermeister. Kostet gleich viel. Kirschlorbeer ist teurer. Aber der ist drumherum. Das Drumherum ist immer teurer.

 

Weil, die Rindsleber ist zum Essen. Und im Magen sieht man nichts, da ist kein Licht. Also ist kein Drumherum. Aber auf dem Teller schon. Da ist ein Licht. Auch, wenn nur feine Kerzen leuchten. Deswegen ist da schon ein Drumherum. Was Schönes. Die Garnierung. Die Garnitur. Dass man was sieht. Weil, das Auge isst ja mit. Und weil das Auge keinen Mund hat, bleibt die Garnitur am Teller. Meistens. Damit vom Abwäscher, der ja sonst nichts hat, wenigstens das Auge etwas hat. Er schmeißt es dann halt weg. Weil sein Auge auch keinen Mund hat. Da ist kein Unterschied. Das ist wie bei den andern. Aber gesehen hat er es. Der Abwäscher. Sein Auge.

 

Der kriegt schon was zum Essen auch. Zum Beispiel Leber. Wenn es eine gibt. Oder Goldbrasse. Für den Magen. So ist es wieder nicht. Wer arbeitet, hat auch was zum Essen. Da gibt es keinen Unterschied. Das wär ja keine Wirtschaft. Und keine Politik. Wenn einer gar nichts hat. Obwohl einige im Überfluss leben müssen, haben alle was. Der eine halt mehr. Der andere weniger. Weil was überfließt. Das heißt ja schon so. Überfluss. Und wenn man sich richtig hinstellt und sich mit der Schwerkraft auskennt, kriegt man etwas ab. Tropfen. Keinen Fluss. Und man muss unten stehn. Das kennen die Geologen auch. Die wissen das. Alles, was oben ist, kommt irgendwann einmal herunter. Es dauert halt. Bis die Erde wieder eine Scheibe ist. Da ist dann wieder alles gleich. Das ist kein Kommunismus. Geodarwinismus vielleicht. Oder Schwerkraft.

 

Wie im Wahlkampf, da kommt auch etwas herunter. Aufs Podium. Da ist dann alles eitel Wonne. Und Überfluss. Da kriegt man Adventkalender mit Schokolade hinten drin. Und Kugelschreiber für die nächsten Jahre. Und Feuerzeuge, obwohl kein Mensch mehr raucht. Darf. Manche schenken Besen. Damit man selber kehren kann. Den Mist wegkehren. Geschenke halt. Und Worte kriegt man Ende nie. Oft schon ganze Phrasen. Hohl. Da knackt es, wenn man draufbeißt. Oder gefüllt mit brauner Soße. Süß. Damit man länger etwas hat. Im Mund. Einen Geschmack. Und alles im Überfluss. Von dem, was man hinaufgepumpt hat, tropft es herunter. Weil keine Kraft mehr ist, dass es fließen kann. Herunter. Da tropfen Adventkalender, Kugelschreiber, Feuerzeuge, Besen. Alles andere ist schon verbraucht. Und da kommt die Erderwärmung her. Vom nach oben pumpen. Das ist Physik. Die Naturgesetze. Viel Kraft. Da wird viel Wärme frei.

 

Wenn es nach unten tropft, erwärmt sich nichts. Das macht die Schwerkraft. Warm wird es schon. Wegen der Reibung. Aber das ist wenig. Das kühlt das Tropfen leicht. Beim nach oben pumpen aber wird es richtig warm. Da ist ja auch viel Arbeit. Und die Wärme steigt dann gleich mit nach oben. Da wird es oben schön heimelig, wenn es herunten richtig kalt wird. Und die kommt ja, die Kälte. Eigentlich ist sie schon da. Weil, vom Dampfplaudern wird es auch nicht wirklich wärmer. Herunten. Oben schon. Weil die Wärme immer oben ist. Da glühen die Köpfe. Und der Wein. Den darf man herunten gar nicht trinken. In der Gasse nicht. Und auf dem Platz schon gar nicht. Außer, es ist abgesperrt. Dann schon. Aber das wird eh kontrolliert. Da kann gar nichts passieren.

 

Und der Schaum vorm Mund, wenn sie die Worte schenken, der wärmt auch nicht. Das ist auch Physik. Und mit den Naturgesetzen ist kein Spaß. Da ändert sich nichts. Das geht auch gar nicht. Sonst wär ja alles durcheinander. Deswegen gelten die Naturgesetze länger, als der Mensch denken kann. Das ist so eingerichtet. Obwohl das mit dem Denken verschieden ist. Man kommt ja kaum dazu. Weil man keine Zeit hat. Entweder, man pumpt nach oben, dann hat man keine Zeit zum Denken, weil man schwitzt. Und beim Schwitzen denkt man nicht. Oder man wartet, dass es heruntertropft. Beim Warten wieder geht einem schon viel durch den Kopf. Aber denken ist das nicht. Und dann muss der Mensch ja schlafen auch einmal. Dann ist wieder nichts mit denken.

 

Träumen schon. Träumen darf der Mensch, da hat auch keiner was dagegen. Aber dass einer denkt, das wird nicht gern gesehn. Außerdem machen das schon andere. Das Denken. Und das Leiten. Und das Führen. Die Arbeit ist ja aufgeteilt. Wegen dem Durcheinander. Dass da nichts passiert. Deswegen gibt es ja ein Oben. Und ein Unten. Und die Schwerkraft. Deswegen ist oben mehr. Und unten sind mehr. Das ist praktisch das Gewicht der Welt. Das Sein. Das, was herunten ist. Das, was oben ist, ist. Das ist der Unterschied. Das weiß ich jetzt.

 

Und jetzt, wo ich bald nicht mehr sein werde, hab ich endlich Zeit, dass ich mir das denken kann. Weil mir das mit dem Denken jetzt egal ist. Ob das wer gerne sieht. Oder eben nicht. Das ist egal. Ich hätt es früher wissen können, das schon. Dann wär das Presshaus fertig. Vielleicht. Ich muss auch nicht mehr warten, dass es tropft. Oder träumen. Weil ich jetzt bin. Und bald nicht mehr. Wie das Presshaus. Das wird auch bald nicht mehr sein. So wie das jetzt dasteht.

 

Allein gegen alles
Unsichtbarkeit ist jener Zustand, in dem ein Gegenstand, eine Substanz oder eine Strahlung für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist. Unsichtbar im transzendenten Sinn sind auch übernatürliche Dinge und die meisten geistigen Vorgänge; sie können jedoch einer Erkenntnis zugänglich sein. Bei der Unsichtbarkeit im engeren Sinne handelt es sich um physikalische Umgebungsbedingungen, unter denen ein normalerweise sichtbarer Gegenstand für Menschen nicht mehr erkennbar ist.

 

Big Nagl
Palmar des Hufbeins befindet sich das Sesambein (auch Strahlbein genannt). Das Sesambein ist ein kleiner, für die Hufstellung und Fortbewegung jedoch immens wichtiger Knochen. Bezeichnend für diesen wie ein Weberschifflein aussehenden Knochen sind vier Dinge: 1. besitzt es keine eigene Knochenhaut, 2. ist es von einem Schleimbeutel umgeben, 3. wirkt es wie ein Stoßdämpfer, denn es verstärkt das Hufgelenk bei Druckbelastung von oben, und 4. sichert es der tiefen Beugesehne einen konstanten Ansatzwinkel an der Unterseite des Hufbeins.

 

Little Winter
Die Begriffe Vitamin P (=Protektion) und Vitamin B (=Beziehung) stehen für vorteilhafte, berechnende informelle Verbindungen. Der Begriff Seilschaft ist negativ besetzt; als solche werden vorzugsweise die Beziehungsgeflechte der anderen, beispielsweise des politischen Gegners, bezeichnet. Die eigenen Verbindungen zwecks Erlangung persönlicher Vorteile werden gerne Netzwerk genannt. In der Wirtschaft spricht man auch von Management by Flaschenzug: Eine Flasche zieht die andere nach oben.

 

Little Ruecker
Muss in der Schule u.a. das Buch 'Schöne neue Welt' lesen. Da ich jedoch auch noch den 'Medicus' lesen muss, werde ich wahrscheinlich keine Zeit mehr haben, das Buch bis Weihnachten gelesen zu haben. Kann mir da jemand ein paar nützliche Links zuschicken. Gerne auch eigene Zusammenfassungen.

 

Familie Ferk
Das 'Unvermögen' und das 'Unmögliche' haben in letzter Zeit eine bemerkenswerte und eigentümliche theoretische Konjunktur. Wörtlich verstanden eigentlich das Gegenteil dessen, was Erfolg, Gelingen oder Glück verspricht, sind sie zu einer Chiffre theoretischer Hoffnungen geworden für ein Denken gegen das, was uns beherrscht - Chiffre für ein Denken diesseits der Souveränität, eine Konzeption von Subjektivität jenseits von Beherrschung (die Figur der infantia) und eine nachhaltige Dekonstruktion der Metaphysik (Denken des Unmöglichen), um nur einige Beispiele zu nennen.

 

Big Grasser
Die Lage- und Richtungsbezeichnungen dienen in der Anatomie zur Beschreibung der Position (situs), der Lage (versio) und des Verlaufs einzelner Strukturen. Zum Teil sind diese Bezeichnungen auch Bestandteil anatomischer Namen. Während sich klassische Lagebezeichnungen wie "oben" oder "unten" je nach Körperposition ändern, sind die anatomischen Lagebezeichnungen relativ und damit unabhängig von der Position des Körpers.

 

Pa Platter
Die Prävention von Straftaten und anderen unliebsamen Verhaltensweisen der Bürger findet im Überwachungsstaat bereits indirekt durch den ständigen Beobachtungsdruck statt. In diversen überwachenden Staaten waren bzw. sind "präventive" Festnahmen überwachter Personen vor Veranstaltungen üblich, um das öffentliche Erscheinungsbild der Veranstaltungen zu beeinflussen.

 

Elke
"Weltanschauung ist nicht dasselbe wie Philosophie. Während die Philosophie ein Teil des alten geistigen Gehäuses des Abendlandes ist, fassen wir die Weltanschauung als ein Ergebnis des Zerfalls dieses Gehäuses auf. Der Versuch, die Weltanschauung bloß als eine weniger klar durchgebildete Philosophie [...] zu verstehen, sieht am wesentlichen vorbei."

 

Presshaus innen / Oed
Presshaus innen / Oed

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